Statement

Rolf Abendroths Bilder zeigen keine definierbaren Formen; stattdessen entstehen durch schichten und verwischen der reich aufgetragenen Farben weitläufige Räume. Diese wirken verschleiert, transparent, als könne der Betrachter durch die Oberfläche in unbestimmte Sphären blicken. Einige räumliche Angaben erinnern an weite Naturlandschaften, andere an urbane Landschaften. Manchmal verdichten sich die Bilder  zu atmosphärischen Räume unbestimmter Natur. Die starken Kontraste zwischen Hell und Dunkel öffnen den Bildraum hinter der Malfläche. Die Farbpalette der jeweiligen Malereien ist reduziert, wobei Abendroth durch farbstarke Interventionen einen Durchbruch schafft. Auf diese Weise wird die dynamische Malgeste zu einem lebendigen visuellen Erlebnis und macht den Entstehungsprozess verständlich.

 

©Dr. Stefanie Lucci, Dr. Stefanie Lucci Art Affairs, www.stefanielucci.com

Über mich

„Miracle”, „Mystery”, und „Real Magic”. Schon die Titel der Gemälde und Bilderserien von Rolf Abendroth verraten, dass seine Kunst die Betrachter in geheimnisvolle Welten entführt. In dunklen Bildräumen erscheinen, in mystisches Licht getaucht, plastische Formen, die an humanoide Existenzen erinnern, an fantastische Gestalten, an Fabelwesen zwischen Traum und Wirklichkeit.

 

 

 

Und doch legt sich Abendroths Kunst nicht auf gegenständliche Deutungen fest. Die Betrachter sind frei, zu assoziieren und darin all das zu sehen, was in ihren eigenen Köpfen herumschwirrt. Möglich wird dies durch eine ausgefeilte Maltechnik, die Abendroth selbst entwickelt hat.

 

 

 

Im Zentrum dieses Verfahrens steht ein Werkzeug, das Karl Otto Götz (1914–2017) vor mehr als 70 Jahren in die informelle Malerei einführte und das sein Meisterschüler Gerhard Richter in dem Dokumentarfilm „Painting“ einem großen Publikum nahebrachte. Richters Meisterschüler Bernard Lokai indes vermittelte die Arbeit mit diesem Mal-Instrument wiederum seinem Meisterschüler an der Freien Akademie der bildenden Künste Essen, Rolf Abendroth. Gemeint ist die Rakel (aus franz. racler: schaben), eine Art Spachtel, mit dem die feuchte Farbe von der Leinwand abgeschabt werden kann.

 

 

 

Es handelt sich um ein Werkzeug, das jeder der genannten Künstler auf seine eigene, ganz spezielle Weise einsetzt. K. O. Götz etwa arbeitete zunächst mit dunkler Farbe und Kleister auf hellem Grund, schleuderte mit der Rakel und schwungvoller Geste das soeben Aufgetragene aus dem Bild heraus und schrieb damit helle Negativformen in das dunkle, kalligrafisch anmutende Positiv ein. Richter baute sich riesige Rakel, um in langsamen Bewegungen die in mehreren leuchtenden Schichten aufgetragene Ölfarbe auf der Oberfläche horizontal und vertikal zu verschieben und partiell abzukratzen, und aus Bernard Lokais farbstarken Arbeiten in Mischtechnik blitzen plötzlich räumliche Partien hervor. Diese, von K. O. Götz bewusst vermiedene dreidimensionale Illusion dagegen ist es, die Rolf Abendroth zur Meisterschaft entwickelt hat.

 

 

 

Zunächst trägt Abendroth mehrere Schichten Acrylfarbe auf die Leinwand auf, wobei er sich auf höchstens drei Farben beschränkt, mit leuchtenden Tönen beginnt und als oberste eine dunkle Nuance wählt. In die feuchte Farbe arbeitet er dann mit der Rakel hinein, sodass je nachdem, in welchem Winkel und mit welchem Druck er sein Werkzeug ansetzt, helle, ja überraschend leuchtende Partien aufscheinen. Diese geben an den hellsten Stellen die Leinwandstruktur frei, während an ihren Kanten die weggeschobene Farbe dunkle, dreidimensionale Konturen bildet.

 

 

 

Der Schwung der Rakelbewegung balanciert Rundungen aus und lässt Übergänge und Abschattierungen entstehen, die plastische Körper zu modellieren scheinen. So werden mit der Rakel Farbschichten aufgerissen und dadurch Räume geöffnet. Dies ist ein vom Zufall geleiteter Prozess, in dem sich nach und nach Formen aus der Fläche herausschälen und den der Künstler im Wechsel von Aufbau und Zerstörung so lange fortsetzt, bis das Ergebnis ihn überzeugt.

 

 

 

Die Kunst von Rolf Abendroth ist weder eine mimetische noch eine abstrakte, sondern eine rein schöpferische. Er ahmt die Natur nicht nach und er abstrahiert nicht von ihr, vielmehr lässt er experimentierend etwas Neues entstehen. Und zwar nicht nur frei erfundene Organismen, sondern eine ganze magische Welt.

 

 

 

Dr. Barbara Steingießer

 


Rolf Abendroth lebt und arbeitet in Düsseldorf
rolf.abendroth@gmail.com

2014 - 2019

2010 - 2013

2010 - 2012

Studium Freie Kunst, Malerei und Grafik an der Freien Akademie für  bildende Künste Essen

Klasse Bernard Lokai - Diplom und Meisterschüler

Studium der Kunstgeschichte, Kunsthistorisches Institut Universität zu Köln

Studium Kunst / Gestalten, Institut für Kunst und Kunsttheorie, Universität zu Köln